Breadcrumb

Entête de page

Erinnerung an das Elsass. Cahrles Fréger

Die Ausstellung „Erinnerung an das Elsass“ präsentiert das Ergebnis einer vierjährigen Künstlerresidenz des Fotografen Charles Fréger in Straßburg. Von 2018 bis 2022 begleiteten das Elsässische Museum und das fotografische Ausstellungs- und Bildungszentrum La Chambre den international anerkannten Künstler bei einem groß angelegten Projekt, dessen Ausgangspunkt das Elsass ist.

Das um 1900 entstandene idyllisch-pittoreske Elsassbild liefert Charles Fréger die Materie für eine Auseinandersetzung mit identitären Konstruktionen und ihrer Instrumentalisierung für nationalistische Zwecke. Ausgehend von Elsass-Lothringen als der Reibungsfläche zwischen Frankreich und Deutschland hinterfragt der Künstler ganz allgemein die Wahrnehmung des anderen, insbesondere des Feindes bzw. desjenigen, der als solcher designiert wird. Bei seinen Überlegungen ließ sich Charles Fréger von Illustrationen, volkstümlichen Bildmotiven und vor allem auch von Karikaturen und Propagandamaterial inspirieren und setzte sie mit folkloristischen Traditionen aus dem Elsass und vom Oberrhein in Bezug. Mit Fastnachtsmasken, Stickereien, Gläsern und Keramik spiegeln seine Werke das Bild eines poetischen, nostalgiegefärbten Elsass. Die verblüffende Wirksamkeit seiner Inszenierungen macht uns bewusst, wie aktuell die Frage der Identität und ihrer Instrumentalisierung auch heute noch ist. Regionalidentitäten interessieren Charles Fréger bereits seit 2011.

Die Straßburger Schau Souvenir d’Alsace (Erinnerung an das Elsass) ist nach Bretonnes (2011-2015) und La Suite basque (2015-2021) der dritte Teil dieses Projekts. Ein wichtiges Medium seiner Arbeiten ist die Silhouette. Mit dieser bereits in früheren Projekten verwendeten Technik verleiht er seinen Themen eine besondere diskursive Funktion: Sie hält allzu Realistisches auf Abstand und lässt der Erzählung oder auch dem Mythos (im Sinne von Roland Barthes) den Vorrang. Diese Distanzierung hilft beim Verständnis und der Einordnung der behandelten Fragen. Die Schau wird in sechs Räumen der Dauerausstellung des Elsässischen Museums präsentiert sowie in einem angrenzenden neuen Bereich. 80 im Rahmen des Projekts entstandene Werke werden hier erstmals öffentlich gezeigt. Fotografien, Arbeiten aus Keramik und Glas, Illustrationen, Videos und Animationsfilme zeugen von der engen Zusammenarbeit des Künstlers mit rund einhundert Kulturakteuren aus der Region Grand Est und dem Oberrhein. Der Dialog seiner Werke mit historischen Stücken aus den Beständen des Elsässischen Museums und anderer Museen in der Region sowie aus Privatsammlungen veranschaulicht Charles Frégers künstlerische Position ebenso wie die Vielfalt der materiellen Ausdrucksformen dieser Regionalkultur, mit der sich der Künstler vier Jahre lang intensiv beschäftigt hat.

Kuratorin: Marie Pottecher, Leiterin des Elsässischen Museums