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Catherine Meurisse. A Place of One's Own

Im Rahmen des Festivals Rencontres de l’Illustration widmet das Museum Tomi Ungerer – Internationales Zentrum für Illustration der Zeichnerin Catherine Meurisse eine Ausstellung und knüpft damit an den Festivalschwerpunkt „Sichtbarkeit von Frauen in der Illustration“ an.

Die Schau nimmt die Karriere einer ausgesprochen produktiven und vielseitigen Künstlerin in den Blick: Catherine Meurisse zeichnet für die Presse, illustriert Kinder- und Jugendbücher und ist Autorin von Graphic Novels. Als erste Illustratorin wurde sie 2020 in die Académie des beaux-arts gewählt. Vor diesem Hintergrund beleuchtet die Ausstellung – deren Titel auf Virginia Woolfs Essay „Ein eigenes Zimmer“ anspielt – ihren Platz in einem männlich dominierten Milieu, in der Welt der Illustration und generell in der Kunst. Catherine Meurisse studierte zunächst moderne Literatur sowie anschließend Illustration an den Pariser Hochschulen Estienne und ENSAD. Kunst und Literatur zählen zu den wiederkehrenden Inspirationsquellen der Zeichnerin und Zitate daraus finden sich in allen ihren Alben und Pressekarikaturen. So begegnet man in ihren Werken Caravaggio, Millais, Hokusai, Proust oder auch Stendhal. Spürt man diesen Bezügen nach, wird deutlich, wie die Künstlerin eine eigene Stimme fand und wie sie als Illustratorin ihren Platz unter der berühmten Kuppel der Académie des beaux-arts erobert und damit auch der Illustrationskunst das Tor zu dieser altehrwürdigen Institution geöffnet hat.

Anspielungen auf Malerei oder Dichtung sind im Schaffen von Catherine Meurisse omnipräsent, jedoch völlig hierarchiefrei: Sie entlehnt die Farbe bei Delacroix und den Strich bei Doré, das Spiel mit dem Pastiche bei Rabelais, die Sinfonie bei Strawinsky und den Rhythmus bei Leonard Bernstein. Sollte man jedoch eine Kategorie nennen, die der Künstlerin ganz besonders am Herzen liegt, so wäre dies zweifelsohne die Natur. Sie genießt im Werk der Zeichnerin den Status einer echten Protagonistin: In ihren Kinderbüchern und Pressezeichnungen kommt sie in Tiergestalt daher, in ihren Comics vereinnahmt sie ganze Doppelseiten und verschlingt den Leser förmlich. Mit dem Platz des Menschen in dieser Natur setzt sich Catherine Meurisse in ihrer Graphic Novel La Jeune Femme et la Mer (2021) auseinander, in der sie erzählt, wie Kunst es vermag, untergehende Landschaften festzuhalten.

Kuratorin: Morgane Magnin, Sammlungsassistentin im Museum Tomi Ungerer – Internationales Zentrum für Illustration