Goethe in Straßburg 1770-1771, Erwachen eines genialen Geistes - Museen von Straßburg
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Goethe in Straßburg 1770-1771, Erwachen eines genialen Geistes
Goethe in Straßburg 1770-1771, Erwachen eines genialen Geistes
2020 jährt sich Johann Wolfgang von Goethes Aufenthalt in Straßburg zum 250. Mal. Aus diesem Anlass will das Kupferstichkabinett in Kooperation mit der Bibliothèque nationale et universitaire in einer Ausstellung an die Bedeutung dieser Straßburger Zeit erinnern, in der Goethe die kosmopolitische Kulturstadt zwischen Frankreich und Deutschland für sich entdeckte.
Zwischen April 1770 und August 1771 hielt sich der damals erst 21-jährige Johann Wolfgang von Goethe in Straßburg auf. Gemäß dem Wunsch seines Vaters sollte er hier sein Jurastudium abschließen, aber auch mit der französischen Lebensart Bekanntschaft schließen und Französisch lernen. Während seines Aufenthalts reifte der junge Intellektuelle auch charakterlich und entwickelte sein Kunstverständnis weiter. Die Ausstellung begibt sich auf die Spuren Goethes und stützt sich dabei vor allem auf seine Schriften und die noch vorhandenen Zeugnisse seiner Straßburger Zeit.
Als der künftige deutsche Dichterfürst nach Straßburg kam, gehörte die Stadt schon seit fast einem Jahrhundert zu Frankreich und war in mancherlei Hinsicht typisch französisch; dies galt zum Beispiel für Stadtbild und Architektur, die sich im 18. Jahrhundert mit dem Bau der Aubette und der Residenz des Fürstbischofs, dem heutigen Rohan-Schloss, spektakulär verändert hatten. Dennoch waren die deutschen Traditionen in Straßburg fest verwurzelt, und jahrhundertealte Institutionen wie die Zünfte spielten weiterhin eine wichtige Rolle. Zum Ruf der Stadt trug eine sehr vielfältige Handwerkstradition bei, vor allem die Goldschmiede- und die Keramikkunst waren in ganz Europa hochgeschätzt. Es gelang Straßburg, diese verschiedenen Einflüsse zusammenzuführen, und die Stadt war schon damals zutiefst europäisch.
Goethe pflegte regen Austausch mit dem Straßburger Intellektuellenmilieu, insbesondere mit Johann Gottfried Herder. Er begeisterte sich für Farben, volkstümliche Erzählungen und Bräuche und gelangte zu der Überzeugung, dass er Schriftsteller werden würde. Und hier, im Schatten des Münsters, reifte das Vorhaben zu seinem Text „Von deutscher Baukunst“.
Mit rund 120 Werken aus den Straßburger Museen sowie aus anderen öffentlichen und privaten Sammlungen wirft die Ausstellung ein neues Licht auf diese nur wenig bekannte Etappe im Leben des großen Dichters und Denkers. Die in Partnerschaft mit der Bibliothèque nationale et universitaire (Bnu) veranstaltete Schau bietet sie Gelegenheit, den Fokus auf 2250 Werke aus den herausragenden Beständen der Bibliothek zu richten, darunter 100 aus dem 18. Jahrhundert. Die Produktion des jungen Goethe dokumentieren Manuskripte und handschriftliche Korrespondenz.
Kuratorische Leitung: Florian Siffer, Leiter des Kupferstichkabinetts, und Aude Therstappen, Leiterin der deutschsprachigen und skandinavischen Sammlung der Straßburger Bibliothèque nationale et universitaire
In Partnerschaft mit der deutschen Vorsitz im Ministerkomitee des Europarates (November 2020 - Mai 2021).